Friedensfahrt Istanbul-Diyarbakir
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Sun Aug 31 05:41:00 BST 1997
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## Nachricht vom 31.08.97 weitergeleitet
## Ursprung : /CL/EUROPA/TUERKEI
## Ersteller: IS.KURDISTAN at LINK-LEV.dinoco.de
Betr.: Europäische FriedensaktivistInnen starten von Istanbul nach
Diyarbakir
Wie wir telefonisch von TeilnehmerInnen der Aktivitäten zum Antikriegstag
am 1. September 1997 in Diyarbakir erfahren haben, bereiten sich tausende
von Menschen vor, am heutigen Sonntag von Istanbul nach Diyarbakir zu
starten.
Um 10.00 Uhr findet in Istanbul auf dem "Dienstagsmarkt" eine
Friedenskundgebung statt, die von dem Menschenrechtsverein IHD, von HADEP
und der Friedensplattform vorbereitet ist. Im Anschluß daran werden
insgesamt 55 Busse die Friedensfahrt nach Diyarbakir antreten. Neben 2
Pressebussen werden 3 Busse mit europäischen TeilnehmerInnen starten.
Weitere 50 Busse wurden für türkische und kurdische FriedensaktivistInnen
bereit gestellt.
Nachdem der Gouverneur von Istanbul zunächst ein Verbot aller Aktivitäten
zum Antikriegstag angekündigt hatte, konnte in landen Verhandlungen doch
noch die o.g. Einigung erzielt werden. Die Friedensbusse werden gegen
12.00 Uhr (türkische Zeit 13.00 Uhr) aufbrechen. Der Weg wird die
FriedensaktivistInnen über Ankara und Adana in die kurdische Metropole
Diyarbakir führen. In Ankara und Adana wurde angekündigt, daß sich - nach
jeweils kurzen Aufenthalten und Kundgebungen - weitere 100 Busse der
Friedensfahrt anschließen werden. Allerdings muß nach Auskunft von
OrganisatorInnen in Istanbul mit Behinderungen seitens der Militärpolizei
oder auch von anderen Gruppen gerechnet werden. Neben der faschistishen
MHP und ihrer Schlägertruppe "Graue Wölfe", hatte auch die Arbeiterpartei
des Dogu Perincek, (Isci Partisi) Aktionen gegen die Friedensfahrt
angekündigt.
Ca. 150 Personen aus europäischen Ländern waren im Laufe der vergangenen
Woche nach Istanbul geflogen, um ihrer Forderung "Es ist zeit für Frieden
in Kurdistan" am 1. September in Diyarbakir Nachdruck zu verleihen. Damit
soll dem Menschenrechtsverein IHD, der vom Verbot bedrohten HADEP,
Gewerkschaften und Anwaltsvereinigungen, die in einer Demokratischen
Plattform in Diyarbakir zusammengeschlossen sind, Unterstützung in ihrer
Forderung nach Beendigung des Krieges zuteil werden. Ein Friedenszug "Musa
Anter", der ursprünglich am 26. August von Brüssel durch verschiedene
europäische Länder nach Diyarbakir fahrenn sollte, war durch ein
Einreiseverbot des deutschen Innenministers Kanther für die europäischen
Mitreisenden in die BRD, verhindert worden. Daraufhin hatte sich ca. die
Hälfte der ursrprünglichen TeilnehmerInnen entschlossen, per Flugzeug nach
Istanbul zu reisen.
Am gestrigen Samstag besuchte eine schweizerisch-deutsche Delegation das
deutsche Konsulat in Istanbul, um eine Protestnote gegen das Verhalten der
deutschen Regierung zu überreichen. Der dort anwesende Konsulatsvertreter
zeigte sich nach Auskunft einer Schweizerin überrascht und völlig
uninformiert über das deutsche Durchreiseverbot des Friedenszuges "Musa
Anter". Prsonen aus verschiedenen europäischen Ländern kündigten gegen das
deutsche Einreiseverbot eine Klage vor dem Menschenrechtsgerichtshof in
Straßburg an.
In Diyarbakir finden derweil Verhandlungen zwischen VertreterInnen von
HADEP und der Demokratischen Plattform sowie der örtlichen Verwaltung über
die Durchführung einer Kundgebung zum Antikriegstag statt. Von offizieller
Seite besteht Unverständnis und Ablehnung den FriedensaktivistInnen
gegenüber. Es heißt, es gäbe keinen Krieg in Diyarbakir und man wüßte
nicht, warum die Leute alle kommen würden.
Diyarbakir, eine Stadt mit 500.000 Einwohnern noch Anfang der 90er Jahre,
wird heute von mehr als 1,5 Mio Menschen bewohnt. Die 1 Millionen
kurdische Flüchtlinge, die zumeist unter menschenunwürdigen Bedingungen,
ohne ausreichende ärztliche Versorgung in Slumgebieten am Stadtrand leben,
wurden in den vergangenen Jahren vom türkischen Militär aus den ländlichen
Gebieten vertrieben. Mehr als 3000 Dörfer wurden vom Militär zertört,
Gärten, Felder und Vieh wurden verbrannt. Vom Militär- und NATO-Stüzpunkt
der Stadt Diyarbakir starten nahezu täglich Kampflugzeuge in die
Gebirgsregionen im Norden und Südosten des Landes.
Bereits seit Samstag befindet sich eine Gruppe von 10 britischen
Parlamentsabgeordneten, darunter auch Lord Rea, in Diyarbakir, um das
Anliegen der FriedensaktivistInnen zu unterstützen.
Aus Deutschland halten sich nach unseren Informationen zur Unterstützung
der Friedensfahrt seit dem Wochenende die rheinland-pfälzische
Landtagsabgeordnete Friedel Grützmacher sowie die Bundestagsabgeordneten
Angelika Beer (Bündnis 90/ Die Grünen) und Winfried Wolf (PDS) auf.
Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an das Organisationsbüro
des "Appell von Hannover" unter Telefon 06171-98 13 48.
Bitte beachten Sie folgende Termine:
1.9.1997: Kundgebung vor dem Innenministerium Bonn von 10.00 - 12.00
Uhr. Redner u.a.: Thomas Klein, Büro der Kampagne "Stop Rüstungsexporte"
1.9.1997: Kurdische Kinderdemonstration zur Vertretung der UNESCO-
Kommission in Bonn. Beginn ca. 10.00 Uhr Münsterplatz.
6.9.1997: Müngerdorfer Stadion Köln: KUlturfestival Kurdistans,
10.00 - 21.00 Uhr
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Informationsstelle Kurdistan e.V., Maxstraße 50, 53111 Bonn
Tel/Fax: +49-228 - 65 61 27
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